Wie lange bleiben erfolgreiche Content Creators den Marketers noch als Werbepartner erhalten? Dieser Frage geht Jana Witt, Digitalberaterin bei New Communication, nach. Denn so genannte Social Payment Plattformen bieten gut vernetzten Influencern neue Einkommensquellen jenseits der bezahlten Marketing-Kooperationen. Gibt es für die Unternehmen nun Grund, sich Sorgen zu machen und das gerade lieb gewonnene Influencer Marketing wieder aufzugeben?
Wer einen Kanal bei Instagram oder YouTube betreibt und damit Geld verdienen möchte, findet in bezahlten Werbepartnerschaften mit Marken und Unternehmen eine Möglichkeit. Das Geschäft läuft gut, denn immer mehr Unternehmen setzen gerade bei der jüngeren Zielgruppe gerne auf Influencer-Marketing. Doch aus Influencer-Sicht schränken diese Kooperationen auch ein. Zeitgleich wünschen sich die Social Media Nutzer*innen immer neue Inhalte und wollen nicht auf jedem Creator Kanal die gleichen Werbebotschaften sehen. Dabei wissen alle, die sich schon mal intensiver mit Content Kreation und Community Management beschäftigt haben, dass das Erstellen von Inhalten viel Arbeit bedeutet. Beiträge wollen geplant und umgesetzt, Kommentare und Direktnachrichten aus der Community verwaltet und beantwortet werden. Auch wenn das Verständnis für kommerzielle Kooperationen vor diesem Hintergrund relativ groß ist, drohen die Individualität und Kreativität der Influencer durch zu enge Marketing-Partnerschaften auf der Strecke bleiben. Plattformen für Paid Content und Social Payments bieten erfolgreichen Creators eine Alternative.
Social Payment im Aufwind
Social Payments sind Zahlungen, die als Gegenleistungen für kreative Inhalte getätigt werden. Die Zahlungsabwicklung läuft meist über PayPal, Apple Pay oder Google Wallet. Die Summen belaufen sich oft auf Cent-Beträge bzw. fallen unter das Thema Micropayment mit Beträgen bis zu 5 Euro. Entscheidend bei Social Payments: Die Nutzer*innen zahlen freiwillig. Sie zahlen meist einen selbst gewählten Betrag, einmalig oder in selbst gewählten Abständen. Die Bezahlung ist dabei als eine Form von Wertschätzung und Unterstützung für die Content-Creators zu verstehen. Eigene Abo-Modelle und Pay Walls zählen hingegen eher zum Bereich des Paid Contents, bei dem Inhalte exklusiv und nur gegen Geld zugänglich sind.
Zahlreiche Anbieter und Plattformen
Inzwischen haben sich eine Reihe von Plattformen hervorgetan, die genau die Interessen von Creators und deren Followern bedienen und als Bezahlplattformen für diese Art des Tauschs fungieren. Jana Witt stellt einige bekannte Plattformen vor:
Patreon
Auf der Startseite der Plattform Patreon ist zu lesen: "Es dreht sich alles um Algorithmen und nicht um Ideen. Quantität steht über Qualität." Man wolle den Künstler*innen etwas zurückgeben – und erhalte dafür exklusive Inhalte und echte Kreativität. Wer sich regelmäßig spannenden Content ansieht, hat den Namen Patreon vermutlich schon gehört. Die Plattform wird vor allem von Autor*innen, Musiker*innen, Podcaster*innen, Künstler*innen und YouTubern genutzt. Die Nutzer*innen können wählen, ob sie den Content-Creators einmalige, regelmäßige Beträge, zum Beispiel auf monatlicher Basis zahlen. Zusätzlich lässt sich der Umfang der Inhalte, die man sehen möchte, je nach Höhe der Beträge erweitern.
Twitch
Twitch ist der wohl bekannteste Ort im Internet, wenn es um das Teilen von Gaming-Inhalten geht. Auf der von Amazon betriebenen Plattform tummeln sich hauptsächlich Gamer*innen, denen Menschen via Livestream beim Spielen zuschauen können. Die Creators können über den Chat dabei nicht nur mit der eigenen Community interagieren, sondern auch direkt Geldspenden im Livestream kassieren. Mittlerweile ist die Plattform so beliebt, dass ganze eSport-Wettbewerbe und -Events direkt über Twitch übertragen werden.
Flattr
Anders als bei vielen anderen Plattformen erhalten die Nutzer*innen bei Flattr keine zusätzlichen, exklusiven Inhalte. Vielmehr zeigen sie ihren Support für bestimmte Creators. Durch einmalige Beträge oder Abos können sie ihre Lieblingsinfluencer unterstützen, aber auch Unternehmen. Denn via Flattr kann man auch Open-Source-Projekten wie Gimp, LibreOffice oder OpenStreetMap unter die Arme greifen. Die Höhe der Beträge und die Intervalle der Zahlungen wählen die Nutzer*innen frei.
Auch Instagram testete bereits eine Abo-Funktion. Sogar ein besonderes Badge in den Kommentarspalten der zahlenden Nutzer*innen erhöht die Chance, von den Contentproduzent*innen zwischen der Flut an Nachrichten erblickt zu werden. Die Kosten für ein Abo können laut Angaben stark variieren. Zwischen 0,99 und 99,99 US-Dollar pro Monat ist alles dabei – abhängig davon, wie viel Wert ein Creator dem eigenen Content zumisst. Für die Creators sollen bis 2023 keine Kosten entstehen.
Laut Jana Witt gibt es noch zahlreiche weitere Plattformen, darunter Fanhouse, Steady, Tipee, Ko-fi , Buy Me a Coffee etc., durch die Content-Creators die Möglichkeit haben, außerhalb von Werbepartnerschaften Einkommen zu generieren. Aber lohnt sich das tatsächlich? Die Digitalberaterin denkt, dass dies vermutlich flächendeckend nicht so ist. Für sie steht außer Frage, dass erfolgreiche Creators durch Paid-Content ein durchaus attraktives zusätzliches Einkommen generieren können, doch das treffe sicher nicht auf alle zu.
Der Patreon-Creator-Census ergab zum Beispiel, dass für Creators auf der Plattform die Patreon-Einnahmen nur rund 41 % ihres Einkommens ausmachen. Die übrigen 59 % ergeben sich aus Werbeeinnahmen, Auftragsarbeiten, Merch-Verkauf, Coachings und anderen Angeboten. D.h. Creators müssen bereits viel Arbeit investiert und eine breite, treue Fanbase aufgebaut haben, bevor Geld aus Paid Content zurückfließt. Der Erfolg muss bereits da sein, bevor Influencer komplett unabhängig von kommerziellen Kooperationen mit ihrem Content allein Geld verdienen. Influencer-Marketing bleibt also weiterhin für Creators als auch Unternehmen attraktiv. Authentizität ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor, so Jana Witt.
Titelbild: Jana Witt, Digitalberaterin bei New Communication, über die Einkommensquellen erfolgreicher Content-Creators und die Zukunft des Influencer Marketings. (Bild / Copyrights: New Communication)
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