73 Prozent der Konsumenten in Deutschland glauben, dass sie durch ihr eigenes Verhalten zum Klima- und Umweltschutz beitragen können – dennoch kaufen sie aktuell weniger nachhaltig ein. Der GfK Nachhaltigkeitsindex sinkt im Oktober auf den niedrigsten Wert seit seiner ersten Erhebung im Februar 2022. Die Inflation ist einer der Übeltäter. Nachhaltigkeit können sich zur Zeit vornehmlich die höheren Gehälter leisten. Weitere Ergebnisse der GfK-Studie gibt es im Überblick.
Nachhaltigkeit bleibt den Deutschen wichtig, aber angesichts anhaltender Inflation und Angst vor Arbeitslosigkeit sind die Konsumenten stark verunsichert. Das lässt die Kauflaune insgesamt und insbesondere die Preisbereitschaft für nachhaltige Anschaffungen in diesem Monat sinken. Entsprechend gibt der GfK Nachhaltigkeitsindex weiter nach und liegt nun 8,8 Punkte unter dem Wert für August 2023.
Petra Süptitz, Nachhaltigkeitsexpertin bei GfK, stellt fest. "Die aktuelle Situation zeigt, dass nachhaltiger Konsum zunehmend eine Frage des Einkommens wird. Es sind vor allem Menschen mit einem monatlichen Haushalts-Nettoeinkommen von 4.000 Euro und mehr, die bereit sind, unter Nachhaltigkeits-Aspekten einzukaufen."
Weitere Ergebnisse im Überblick:
Immer weniger Verbraucher wollen für Nachhaltigkeit tiefer in die Tasche greifen: Bei FMCG-Produkten sagen 63 Prozent, bei größeren Anschaffungen 67 Prozent der Menschen, die nachhaltige Einkäufe planen, dass sie dafür mehr Geld ausgeben würden. Das sind jeweils 5 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Befragung.
Die Gründe hierfür sieht die GfK unter anderem in einem Gefühl der sinkenden Selbstwirksamkeit. Laut der Studie GfK Consumer Life ist der Klimawandel für die Deutschen zwar weiterhin ein wichtiges Thema und gehört auch zu den Top 3 der größten Sorgen-Themen, aber die Zweifel an der eigenen Wirksamkeit wachsen.
Hierzu sagt Petra Süptitz: "Obwohl drei Viertel der Menschen weiterhin glauben, dass sie mit ihrem Konsumverhalten zum Klimaschutz beitragen können, sind sie zunehmend krisenmüde. Fast die Hälfte der Studienteilnehmer ist überzeugt, dass es nichts bringt, wenn sie selbst umweltfreundlich handeln, aber andere nicht. Daher ist es wichtig, dass auch Unternehmen die Menschen für Veränderungen ihres Lebensstils begeistern, um das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken."
Laut GfK-Studie hindern auch die höheren Preise immer mehr Konsumenten daran, nachhaltige Produkte einzukaufen. Waren es vor vier Jahren noch 31 Prozent der Deutschen, die angaben, dass sie sich Nachhaltigkeit finanziell nicht leisten können, liegt dieser Anteil nun mit 48 Prozent deutlich höher. Betroffen sind vor allem Frauen, Menschen mit niedrigem Einkommen und Single-Haushalte.
Die GfK-Studie zeigt zudem, dass 65 Prozent der Verbraucher trotz ihres ökologischen Bewusstseins nicht auf einen gewissen Komfort verzichten möchten. Dazu gehört auch das eigene Auto, das für 65 Prozent der Befragten wichtig ist. Hier spielt die Verkehrsinfrastruktur eine wichtige Rolle. Der schlechte Ausbau des Nahverkehrs ist für 62 Prozent der Deutschen ein Hindernis, sich alternativ fortzubewegen. Das trifft insbesondere auf die Bevölkerung im ländlichen Raum zu. Allerdings ist dieser Wert im Vergleich zu 2020 um 6 Prozentpunkte gesunken.
Laut der Studie zeigt die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen einerseits eher hedonistische Gründe, die gegen nachhaltigen Konsum sprechen, wie nicht auf Fernreisen, die neuesten technischen Gadgets oder angesagte Kleidung verzichten zu wollen. Andererseits beklagen die jungen Konsumenten häufig ein fehlendes Angebot an umweltfreundlich verpackten und nachhaltig hergestellten Produkten, die ihren Ansprüchen genügen. Hier sind laut GfK die Hersteller und Händler gefragt, das Sortiment entsprechend auszubauen.
Darüber hinaus sind Glaubwürdigkeit und Vertrauen in puncto Nachhaltigkeit kaufentscheidend, nicht nur für junge Konsumenten. Die GfK-Daten zeigen, dass mehr als die Hälfte der deutschen Konsumenten gar nicht einschätzen kann, wie umweltverträglich Produkte wirklich sind.
Petra Süptitz hierzu: "Zahlen und Fakten spielen für fast zwei Drittel der Deutschen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, den Nachhaltigkeitsversprechen zu glauben. Besonders die Gruppe der krisenfesten Konsumenten mit hohem Einkommen, die rund ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, lassen sich mit datenbasierten Nachhaltigkeitsaussagen erreichen. Hier können Hersteller und Händler mit entsprechender Kommunikation für Vertrauen sorgen."
Über die Studie
Der GfK Nachhaltigkeitsindex zeigt die Bedeutung von Nachhaltigkeits-Aspekten für die Kaufentscheidung bei größeren Anschaffungen und Fast Moving Consumer Goods (FMCG) auf und misst Veränderungen. Der Index umfasst zurückliegende Käufe unter Nachhaltigkeitsaspekten, geplante Käufe sowie die Bereitschaft, für nachhaltige Produkte einen höheren Preis zu bezahlen. Dafür befragt GfK alle drei Monate eine repräsentative Gruppe von rund 1.000 Konsumenten in Deutschland.
Für die Darstellung des GfK Nachhaltigkeitsindex liegen ab Januar 2023 die Durchschnittswerte des Jahres 2022 zugrunde, die einem Basiswert von 100 Punkten entsprechen. Mit dem GfK Nachhaltigkeitsindex im November 2023 wird die Veränderung gegenüber dem letzten Monat der Erhebung interpretiert.
Mit dem GfK eBUS® werden wöchentlich 1.000 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren befragt, die die deutschsprachige Bevölkerung repräsentieren. Die Befragung zum GfK Nachhaltigkeitsindex wurde vom 11. bis 16. Oktober 2023 durchgeführt.
Titelbild / Grafik: Der GfK Nachhaltigkeitsindex ist auf einem Allzeittief seit der ersten Erhebung im Februar 2022. (Quelle: GfK GmbH)

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