Live-Shopping-Studie: Laut einer Studie von Simon-Kucher & Partners ist die Mehrheit der Deutschen offen für Online-Kauf-Events. Vor allem das Marktpotential für Mode- und Kosmetikartikel ist riesig. Doch im Gegensatz zu China fehlt hierzulande das Angebot.
Live-Shopping ist eine spezielles Online-Vertriebsform, die im Handelsmarketing dem E-Commerce zuzurechnen ist. Das Angebot ist dabei zeitlich begrenzt, die Produkte oft limitiert oder zu Sonderpreisen erhältlich. Im Gegensatz zum klassischen Teleshopping können potenzielle Kunden beim Live-Shopping mit den Moderatoren interagieren und Fragen stellen (via Chat Funktionen).
In China entfallen bereits zehn Prozent aller Online-Käufe auf Live-Shopping. Jetzt etablieren sich die digitalen Verkauf-Events auch in Deutschland. Aber die Erwartungen der Shopper sind laut einer aktuellen Studie der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners extrem unterschiedlich. Um das Marktpotential zu nutzen, brauche es eine differenzierte Produkt- und Preisstrategie.
Gemäß der Studie können sich 66 Prozent der Befragten vorstellen, bei einem Live-Shopping-Event einzukaufen. Davon entfallen 80 Prozent auf Mode und Bekleidung und 73 Prozent auf Kosmetik und Pflege. Doch nur 8 Prozent der Befragten haben bislang Erfahrungen mit Live-Shopping-Käufen sammeln können. Es mangelt offensichtlich an Angeboten. Das ungenutzte Marktpotenzial ist somit riesig.
Benedikt Schmitz, Direktor in der Consumer Goods & Retail Practice von Simon-Kucher, empfiehlt Herstellern und Handel sofort zu reagieren. "Besonders Mode- und Kosmetikartikel sind prädestiniert für Live-Shopping. Nicht nur Mode- und Kosmetikmarken, sondern auch Händler müssen auf die Nachfrage reagieren und schnellstmöglich entsprechende Verkaufskanäle aufsetzen", so Schmitz.
Wie wichtig eine zeitnahe Marktpositionierung ist, zeige dabei der Vergleich mit China. Hier entfallen bereits zehn Prozent aller Online-Käufe auf Live-Shopping. Und es werden zeitweise schon fast kuriose Spitzenwerte erreicht: An einem halben Tag im Jahr 2021 erzielten (lediglich) zwei Influencer via Live Shopping einen Umsatz von drei Milliarden.
Die Strategie hinter Live-Shopping-Kanälen ist allerdings komplex. Denn laut der Simon-Kucher Studie rechnen 23 Prozent mit niedrigeren Preisen als im regulären Handel, 37 Prozent aber mit höheren. "Unterschiedliche Shopper-Erwartungen erfordern eine differenzierte Produkt- und Preisstrategie. Im besten Fall kaufen Shopper direkt beim ersten Event und werden zu Fans des Formats. Es braucht daher sowohl Angebote für Schnäppchenjäger als auch Premium-Käufer", erklärt Nina Scharwenka, Global Head of Consumer und Partnerin bei Simon-Kucher.
Dass aktuell vergleichsweise wenig Kunden in Deutschland Live-Shopping Events nutzen, hat laut Benedikt Schmitz viel mit der Angst vor dem Ungewissen zu tun. 47 Prozent halten das Format laut der Simon-Kucher-Studie für unseriös, 26 Prozent haben Vorbehalte was Bestell- und Rückgaberegeln betrifft. "Unternehmen müssen Vertrauen aufbauen. Durch Transparenz aber auch durch bekannte Gesichter als Markenbotschafter und Moderatoren. Wer neben attraktiven Angeboten, dann noch eine einfache Interaktion bietet, ist auf dem besten Weg", so Schmitz.
*Über die Studie: Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Umfrage von Simon-Kucher & Partners im Jahr 2022 unter insgesamt 494 Teilnehmern in Deutschland, die zu Live-Shopping, Kaufargumenten und Preiserwartungen befragt wurden.
Bild: Infografiken aus der Simon-Kucher & Partners Studie zum Thema Live-Shopping, Kaufargumenten und Preiserwartungen. Durchgeführt wurde die Studie in 2022.
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