Clean Meat Ipsos Studie zeigt Wissensbedarf zum Thema Künstliches Fleisch

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13. Juli 2023 Autor: Redaktion MarketingScout

Eine interessante Studie zu neuen Ernährungsformen und aktuellen Verbrauchertrends legt das Marktforschungsinstitut Ipsos vor. Das Thema: Ernährung mit künstlichem Fleisch. Das Ergebnis: Rund ein Drittel (32%) der 1.000 repräsentativ Befragten wäre bereit, künstliches Fleisch in ihren Speiseplan aufzunehmen. Weitere 29 Prozent sind unentschlossen, für 39 Prozent kommt diese Option eher nicht oder auf keinen Fall in Frage.

Eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos in Kooperation mit der Beruflichen Schule für Medien und Kommunikation in Hamburg (bmk) hat die Frage gestellt, ob die Ernährung mit künstlichem Fleisch für die deutschsprachige Bevölkerung eine Alternative zum "echten Fleisch" wäre. Die Ergebnisse sind sehr interessant und zeigen auch einen erhöhten Wissensbedarf bezogen auf das Thema.

Die Befragten hatten vor der Befragung einen Informationstext zu künstlichem Fleisch bekommen. Dieser lautete wie folgt: "Künstliches Fleisch ist Fleisch, welches im Labor hergestellt wird, ohne ein Tier dafür schlachten zu müssen. Es ist in Konsistenz und Geschmack nahezu identisch zu „natürlichem“ Fleisch. Für die Herstellung werden Zellen aus dem Muskelgewebe eines Tieres entnommen und in Verbindung mit einem Nährmedium (eine Mischung aus Fetten, Hormonen, Signalmolekülen, Proteinen und Wachstumsfaktoren) vermehrt (kultiviert). In Deutschland ist diese Art des Fleisches bisher noch nicht erhältlich, im Ausland (z. B. Singapur) jedoch ist künstliches Fleisch in Form von Burger-Pattys, Nuggets oder Hackfleisch bereits auf dem Markt."

Das Ergebnis der online durchgeführten Befragung zeigt, dass die Mehrheit der deutschen Verbraucher:innen künstlichem Fleisch relativ offen gegenüber steht. Zwar findet jeder Zweite die Herstellung im Labor verwerflich (56%) oder unethisch (50%). Acht von zehn Bundesbürgern (79%) mahnen außerdem die Folgen für die deutsche Landwirtschaft an. Jedoch werden auch die Vorteile im Hinblick auf die Vermeidung von Tierleid (74%), eine nachhaltige Zukunft (63%) und Klimaschutz (62%) wahrgenommen. Selbst Befragte, die noch nie etwas von künstlichem Fleisch gehört haben (17%), sehen es mehrheitlich als innovativ und als Alternative zu natürlichem Fleisch an (54%).

Bei den offenen Assoziationen zu künstlichem Fleisch fällt auf, dass nur bei den 30 bis 39-Jährigen eine positive Einstellung überwiegt, während vor allem die Generation der Baby Boomer (60-75 Jahre) deutlich negativere Assoziationen hat. Auch die 40 bis 59-Jährigen zeigten sich eher skeptisch.   

Interessant ist auch folgendes Ergebnis: Die Befragten, die im Rahmen der Studie angeben, sehr häufig Fleisch zu konsumieren, zeigen eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, künstliches Fleisch in ihren Speiseplan aufzunehmen (42%). Zwei Drittel der Befragten, die angeben Fleisch zu essen, sehen in künstlichem Fleisch einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft (66%) – das sind ebenso viele wie in der Gruppe derjenigen, die kein Fleisch konsumieren. Auch Verbraucher, die bereits Fleischalternativen verwenden, stehen künstlichem Fleisch grundsätzlich positiver gegenüber als der Durchschnitt.

Was den Kenntnisstand rund um das Thema angeht, gab rund jeder zweite Befragte an, schon von künstlichem Fleisch gehört zu haben (51%), jeder Dritte hat sich mit diesem Thema bereits beschäftigt (32%), knapp jeder Fünfte hat noch nie davon gehört (17%).

Der Wissensdurst über alle Befragten ist aber groß: Unabhängig vom Informationsstand wünschen sich acht von zehn Konsumenten (82%) mehr Informationen zu künstlichem Fleisch – selbst diejenigen Befragten, die sich bereits damit beschäftigt haben (64%). Etwa ebenso viele (83%) sind der Meinung, es seien noch zu wenig Folgen auf die menschliche Gesundheit bekannt. Eine Mehrheit von 77 Prozent gibt zu bedenken, dass man nicht abschätzen kann, wie nachhaltig künstliches Fleisch wirklich ist.

Kommentar der Redaktion: 
Der offensichtliche Wissensbedarf zum Thema "Clean Meat" zeigt Offenheit und Interesse in der deutschsprachigen Bevölkerung an neuen Ernährungsformen zur Erreichung positiver Effekte, wie Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz, und ggf. auch einer Steigerung des persönlichen Wohlbefindens. Laut der Clean Meat Studie von Ipsos in Kooperation mit bmk ist aber gerade die Unsicherheit über die Wirkung von künstlichem Fleisch auf den menschlichen Körper und auf die Umwelt groß. Vor diesem Hintergrund ist die Wahl des Begriffs "Clean Meat" als Synonym für "Künstliches Fleisch" genial und fraglich zugleich. Als Marketingstrategen würden wir sagen: Ein genialer Texter-Coup. Als Greenwashing-Kritiker sollte man jedoch differenzierter werten, wenn der Begriff nicht nur als Arbeitstitel (wie hier für die Studie), sondern als gängige Bezeichnung am Markt eingesetzt würde. Denn im Zuge der (begründeten) Anti-Greenwashing Ziele der EU wäre der Beweis für die rundum vorhandene Sauberkeit des künstlichen Fleisches noch deutlich transparenter zu erbringen. Ansonsten wäre diese Begriffswahl, trotz aller etwaig positiven psychologischen Effekte auf das Verbraucherverhalten, irreführend.

Zur Methode

  • Befragungsmethode: Quantitative Online-Befragung mit dem Ipsos FastFacts Tool. Auswahlbasis: Ipsos Access Panel
  • Grundgesamtheit: Deutschsprachige Bevölkerung im Alter von 18 bis 75 Jahren mit Zugang zum Internet.
  • Stichprobengröße: n=1.000
  • Feldzeit: 29.03.2023 bis  30.03.2023


Über Ipsos
Ipsos ist eines der größten Markt- und Meinungsforschungsunternehmen der Welt mit mehr als 18.000 Mitarbeitenden und starker Präsenz in 90 Ländern. 1975 in Paris gegründet, wird Ipsos bis heute von Forscher:innen geführt. In Deutschland sind rund 500 Mitarbeitende an fünf Standorten (Hamburg, Berlin, München, Frankfurt und Nürnberg) präsent.

Grafik: Infografik aus der Ipsos Studie "Clean Meat" in Zusammenarbeit mit bmk (Berufliche Schule für Medien und Kommunikation Hamburg)

Infografik aus der Ipsos Studie "Clean Meat" in Zusammenarbeit mit bmk

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