Es ist schon eine verrückte Welt: Auf der einen Seite stresst sich so mancher Facebooker, Instagramer und Whatsapper im gefühlten Minutentakt mit Lifestyle-, Foodporn- und anderen Ego-Postings – auf der anderen Seite wird die Forderung nach Entschleunigung im Work-Life-Kontext immer lauter. Ja, was denn nun? Egal wie man dem Thema gegenübersteht: Ein Business Pricing-Modell, das Entschleunigung belohnt, ist interessant. Die neue Briefpreisstudie der Deutschen Post hat herausgefunden, dass bereits die Mehrzahl der europäischen Postunternehmen langsamere Brieflaufzeiten zu günstigeren Preisen anbietet. Ein Modell auch für andere Branchen?
Im eCommerce sind Lieferungen am gleichen Tag mittlerweile ein wichtiges Kaufkriterium. Ungeduldige Verbraucher:innen wollen ihre online bestellten Waren sofort haben, möchten aber nicht im stationären Handel einkaufen gehen, der vielerorts vor dem Aus steht, weil Online mit krassen Services aufwartet.
Der Tendenz zu immer schnelleren Kundenservices hat die finnische Post (Posti) eine Grenze gesetzt und das Angebot der Briefzustellung am Folgetag eingestellt. In Finnland gibt es nur noch eine Zustellung nach zwei Tagen, zu einem günstigeren Preis.
Laut der Deutsche Post Briefpreisstudie haben die meisten europäischen Postunternehmen inzwischen neben dem Brief mit eintägiger Laufzeit auch eine langsamere Variante im Angebot, die erst nach mehreren Tagen zugestellt wird. In acht der in dieser Studie betrachteten Länder bietet das jeweilige Postunternehmen gar keinen Brief mit einer Regelzustellung am nächsten Tag mehr an. Die Postregulierung in Deutschland lässt dies z.Zt. nicht zu.
Ole Nordhoff, Leiter Produktmanagement im Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland, findet, dass die Postregulierung in Deutschland immer noch die analoge Welt der 1990er Jahre abbilde und an die veränderten Rahmenbedingungen auf den Briefmärkten angepasst werden müsse. Er sagt: "Eine Differenzierung von Laufzeiten ist in Europa Normalität und im Sinne der Kunden. In unseren Nachbarländern hat sich darüber hinaus längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass Wettbewerbsförderung im schnell schrumpfenden Briefmarkt kein zielführendes Prinzip ist. Stattdessen sollte durch passende regulatorische Rahmenbedingungen ein verlässlicher und erschwinglicher Universaldienst mit guten Arbeitsbedingungen sowie die schnellere Transformation zu einem klimaneutralen Brief- und Pakettransport gefördert werden."
Weiterhin kommt die Briefpreisstudie der Deutschen Post (durchgeführt in Bezug auf die EU Länder sowie Großbritannien, Island, Norwegen und Schweiz) zu folgenden Ergebnissen: In 26 Ländern ist der Versand eines Standardbriefs teurer als in Deutschland. Deutschland hat das viertgünstigste Briefporto in Europa. Der Briefversand ist in Dänemark nach wie vor am teuersten, Malta hat weiterhin das günstigste Porto.
Weitere Ergebnisse gibt es auf der Website zur Briefpreisstudie von Deutsche Post DHL.
Titelbild (Copyrights): Deutsche Post DHL Group
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