Immer häufiger werden Bewerber von Unternehmen in den Stellenanzeigen geduzt. Vor allem junge, unerfahrene Bewerber und Kandidaten mit Führungserfahrung dürfte der lockere Umgangston verunsichern. In einer aktuellen Umfrage von CareerBuilder Germany gaben 35,2 Prozent der Befragten an, dass das "Du" in der Stellenanzeige abschreckend auf sie wirke. Nur 26,2 Prozent werden bereits hier gerne geduzt. Für 38,6 Prozent ist dieser Aspekt gar kein Entscheidungskriterium für die Bewerbung.
Laut der Studie von CareerBuilder pflegen gerade junge Unternehmen und Start-Ups heute – ganz nach amerikanischem Vorbild – sowohl in der Belegschaft als auch hierarchieübergreifend eine "Du"-Kultur. In Stellenanzeigen soll dieses "Du" potentielle Bewerber von der angenehmen und offenen Arbeitsatmosphäre überzeugen. Das "Du" ist also eine Einladung, sich zugehörig zu fühlen. Ein Blick auf den Berufsalltag bestätigt: 71,5 Prozent der Arbeitnehmer duzen ihre Kollegen (und bewerten das positiv), 22,1 Prozent davon sogar über alle Hierarchieebenen hinweg. 49,4 Prozent siezen aber zumindest ihre Vorgesetzten. 9,3 Prozent sehen hier Optimierungspotential: Sie würden gerne mit der gesamten Belegschaft per "Du" sein.
Doch nicht immer mag das Duzen aller Kollegen auch die beste Lösung sein. Bei 11,7 Prozent der Befragten herrscht im Unternehmen eine einheitliche „Sie“-Kultur vor, welche von den Mitarbeitern als positiv bewertet wird. 4,8 Prozent, die nur ihre Vorgesetzten siezen, wünschen sich ein einheitliches "Sie"-Modell. Weitere 2,6 Prozent der Befragten, die angaben, die gesamte Belegschaft zu duzen, würden ebenfalls lieber gesiezt werden. So besteht die Gefahr, dass auch das "Du" in der Stellenanzeige auf erfahrene Kandidaten möglicherweise befremdlich wirkt. Erfahrene Kandidaten könnten sich also schon beim Lesen der Stellenanzeigen "unwohl" fühlen und daher weiter nach Alternativen suchen.
Unternehmen sollten laut Empfehlung von CareerBuilder die Ansprache potenzieller Mitarbeiter an das Stellenprofil besser anpassen. Während sich der kreative Webdesigner von einer kleinen Agentur womöglich durch die lockere Tonalität "auf Augenhöhe" angesprochen fühlen könnte, könne das freundschaftliche "Du" in der Stellenanzeige auf den berufserfahrenen Manager, der sich für eine Führungsposition bewirbt, eher befremdlich und respektlos wirken. "Die richtige Kandidatenansprache setzt immer auch eine detaillierte Zielgruppenanalyse voraus", so Karsten Borgmann, Geschäftsführer der CareerBuilder Germany GmbH. Damit gelinge es der Personalabteilung, potentielle Kandidaten möglichst passgenau und authentisch anzusprechen und wirklich zu ermutigen, sich zu bewerben.
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