Gradwanderung Digitale Design Trends zeigen Vielfalt und Wandel der Konsum Motive

Digital Marketing Design Trend Nr. 4 "Retro Line Art" (Quelle: Evernine Group)
21. März 2023 Autor: Redaktion MarketingScout

Die ganze Welt ist im stetigen Wandel – dies ist das Prinzip des Lebens. Wohin die Trends gehen, wird maßgeblich von globalen Rahmenbedingungen bestimmt. So auch in der digitalen, visuellen Markenführung. Noch nie war es so herausfordernd, die Gradwanderung zwischen Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und zutiefst menschlichen Grundbedürfnissen, wie (Selbst-)Ausdruck, Inspiration und Erleben zu meistern. Die fünf Design Trends, die die Münchener Evernine Group identifiziert hat, spiegeln diese Gradwanderung wider.

Die Münchner Agentur-Gruppe Evernine hat mit ihrer Kreativ-Unit die aktuellen Digital Design Trends unter die Lupe genommen. Die Spezialisten stellen fest: Im Digital Marketing 2023 gibt es signifikante Veränderungen. Es findet Reduktion statt, es findet Aufbruch statt, Fantasie-Anregung und dramatische Kontraste. Als mögliche Einflussfaktoren nennen die Kreativen die Krisen der Welt, das Entstehen neuer Ideale und ein wachsendes Verantwortungsgefühl. Aber auch das Streben nach Individualität, persönlichem Ausdruck und Inspiration sowie eine Abkehr von Monotonie und starren Rastern kommen in den Trends zum Ausdruck.

Folgende fünf Digitale Designtrends bestimmen laut Evernine in 2023 maßgeblich die visuelle Marken-Kommunikation. Die Trends und deren Erläuterungen sind hier (in einer Zusammenfassung und Interpretation der Redaktion) aufgeführt:

Trend 1: Anti-Branding

Der Designtrend "Anti-Branding" beschreibt laut Evernine ein Design, bei dem das traditionelle Branding, also das Erschaffen einer Marke durch bestimmte Designelemente und Botschaften, bewusst vermieden wird. Der Fokus des Designs liegt vielmehr auf dem Design der Produkte oder Dienstleistungen der Marke. Der Trend geht oft mit minimalistischen Botschaften einher und ist von reduzierten, einfarbigen Gestaltungen geprägt.

Auch wenn es unlogisch klingt: Viele starke Marken setzen bereits auf diesen Trend. Aufstrebendes, minimalistisches und zukunftsorientiertes Anti-Branding steht in engem Zusammenhang mit einer ökologischen Orientierung, die auch die Entwicklung von umweltfreundlichen und nachhaltigen Designs erfordert. Es werden bewusst Designs, Materialien und Herstellungsverfahren gewählt, die die Umweltbelastung minimieren.

Kaum sichtbares Branding, einfarbige Verpackungen und minimalistische Botschaften sind die größten Merkmale des Anti-Branding-Trends. Laut Evernine handelt es sich um ein "Stripped-back", das alles umfasst: von neutralen, geprägten Logos bis hin zu Handschrift und unpräziser Typografie.

Anti-Branding wird oft eingesetzt, um Inhalten einen menschlichen Ausdruck zu verleihen. Zudem dient der Stil einer neuen Klarheit: Ein schlichter, schwarzer Text im Zusammenspiel mit einem clean-weißen Hintergrund vermittelt sofort die Informationen, die der Konsument braucht – ohne ablenkende Design-Ausschmückungen.

 

Trend 2: Lebendiger Minimalismus

Der Designtrend "Lebendiger Minimalismus" ist mit dem o.g. Trend verwandt, integriert aber auch Emotionalität und berücksichtigt das Streben nach Individualität. Minimalistische Design-Ästhetik wird mit Elementen der Natur sowie organischen Formen kombiniert. Das Ergebnis ist eine beruhigende, natürliche Atmosphäre, die dem Nutzer vor allem ein Gefühl von Ruhe und Entspannung vermittelt.

2022 war der lebendige Minimalismus primär im Verpackungsdesign beliebt, 2023 erreicht der Trend auch andere Bereiche des Designs. Der Stil des lebendigen Minimalismus zeichnet sich optisch durch einfache Designelemente im Zusammenspiel mit leuchtenden, kräftigen Farben aus und schafft so ein Gleichgewicht zwischen Zurückhaltung und Verspieltheit.

Der Trend vereint laut Evernine vermeintliche Gegensätze – Minimalismus und Maximalismus. Die Designs sind einfach, können sich aber von anderen abheben und zeitgleich die eigene Raffinesse bewahren.

 

Trend 3: Abstrakte Farbverläufe

Dieser Designtrend ist besonders bei jüngeren Zielgruppen beliebt und spiegelt das Bedürfnis nach Individualität und Kreativität wider. Farbverläufe, die keine konkreten Formen oder Objekte darstellen, sondern abstrakt und fließend wirken, werden für die Gestaltung von Logos, Grafiken oder Webseiten verwendet.

Abstrakte Farbverläufe erzeugen eine moderne und dynamische Ästhetik, die visuell ansprechend und flexibel einsetzbar ist. Die fließenden Farbverläufe schaffen eine gewisse Lebendigkeit und Bewegung, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Markenpersönlichkeit auf eine kreative und einzigartige Weise auszudrücken. Der Trend spiegelt auch das Bedürfnis der Zielgruppen nach einer visuellen Erfahrung wider, die sowohl ansprechend als auch originell ist.

 

Trend 4: Retro Line Art

Der Designtrend "Retro Line Art" beschreibt eine Ästhetik, die von nostalgischen Designs aus den 1950er bis 1980er Jahren inspiriert ist. Das Design verwendet klare Linien und minimalistische Formen, die oft durch eine begrenzte Farbpalette ergänzt werden. Der Trend ist besonders bei jüngeren Zielgruppen beliebt und vermittelt ein (positives) Gefühl von Nostalgie und Vergangenheit.

Ziel von "Retro Line Art" ist es, eine Nostalgie-Ästhetik zu schaffen, die sich auf vergangene Zeiten bezieht und gleichzeitig modern und aktuell wirkt. Es soll Vertrautheit vermittelt werden, während zeitgleich ein modernes, zeitgemäßes Design beibehalten wird. Dadurch soll die emotionale Distanz zwischen Nutzer:innen und Unternehmen reduziert werden.

2023 setzen viele Designer:innen in diesem Zusammenhang auf minimalistische Line Art, weil sich dieser Stil gut dafür eignet, amüsante und fröhliche Illustrationen zu kreieren. Der Line-Art-Trend ist aufgrund seiner Schlichtheit ideal für Cartoon-artige Stile, weshalb der Trend laut Evernine zu "unbeschwerten" und lockeren Projekten passt. Viele Designer:innen kombinieren die Illustrationen mit Bubble-Fonts und Designmerkmalen, um den Retro-Effekt zu verstärken. Der Look erinnert oft an alte Werbeanzeigen in Magazinen.

 

Trend 5: Überlappende Webdesign-Elemente

Webdesigns waren lange an Raster gebunden, bei denen Layouts in strukturierten, einheitlichen Räumen angeordnet waren und sich alles an der vermeintlich richtigen Stelle befand. Der Trend von modernen Webdesigns geht weg von diesem Box-Modell und hin zu Webdesign-Elementen, die sich überlappen – gestalterisch und funktional.

Bekannte Webseiten großer Unternehmen beginnen mehr und mehr, ihre Seitenelemente zu überlappen und überlagern Bilder teilweise so stark mit Text, dass sie kaum mehr zu erkennen sind. Oftmals setzen die Seiten auf ein grundsätzlich ansprechendes Formgefühl und nur bestimmte Texte der Überschriften überlappen sich, wodurch ein leicht brutalistischer Effekt entsteht.

Genau das macht diesen Trend laut Evernine für die breite Masse so attraktiv: Er sprengt die Gleichförmigkeit, ohne dass die gesamte Seite in ein empirisches Chaos abrutscht. Im Wesentlichen ist dieser Trend ein Verweis darauf, dass das Brechen von Regeln immer mehr akzeptiert wird, da die meisten Menschen scheinbar mehr als gelangweilt sind von den immer gleichen, ordentlich strukturierten Layouts.

Was diese Trends für die visuelle Markenführung bedeuten können, erklärt Charlotte von Braunbehrens, CHRO und Senior Communications Managerin der Evernine Group: "Letztendlich kann die Art und Weise, wie diese Trends eingesetzt werden, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Unternehmen sollten sich bei den Trends danach richten, wie passend sich diese in ihr gewähltes Corporate Design integrieren lassen. Grundsätzlich können diese Trends Unternehmen dabei helfen, die visuelle Wahrnehmung und die Nutzererfahrung zu verbessern. Durch die Implementierung neuer und innovativer Designkonzepte können sie ihr Image stärken und ihr Publikum erweitern."  

Bild: Beispiel zum Digital Marketing Design Trend Nr. 4 "Retro Line Art". Das Design verwendet klare Linien und minimalistische Formen, die oft durch eine begrenzte Farbpalette ergänzt werden. (Bildquelle: Evernine Group)

Digital Marketing Design Trend Nr. 4 "Retro Line Art" (Quelle: Evernine Group)
Digital Marketing Design Trend Nr. 4 "Retro Line Art" (Quelle: Evernine Group)

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