Gestern, am 24. September 2025, sorgte die vierte Ausgabe des Markenfestivals in Düsseldorf für kontroverse Diskussionen. Rund 450 Fachleute diskutierten über die Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz – und deren Bedeutung für die Markenführung. Dabei ging es nicht immer kuschelig zu – Top-Redner wie Dietmar Dahmen oder Jochen Sengpiehl sowie zahlreiche Markenverantwortliche aus Top-Unternehmen zeigten klar, warum es Zeit ist, jetzt zu handeln und nicht in "Angst" oder alten Gewohnheiten zu verharren.
Futurist Dietmar Dahmen machte den Auftakt und unterstrich die Chancen der Künstlichen Intelligenz. "KI kann Reichweite, Content und direkte Vertriebskanäle optimieren, aber Marken leben nicht von Algorithmen, sondern auch von Gänsehaut", so der Top-Speaker. Dahmen plädierte dafür, digitale Mittel mit realen Erlebnissen zu verbinden. Entscheidend sei, wie Marken Identität und emotionale Bindung bewahren und technische Prozesse dahinter kosten- und aufwandeffizient organisieren. Und: Marketing brauche mehr "Punch" – ein Dreiklang aus dem Einsatz von KI-Agenten, strategischen Kooperationen und realer Brand Experience.
Besonders aufrüttelnd war der Vortrag von Jochen Sengpiehl. Der Ex-CMO von Volkswagen Global war zuletzt für das China-Geschäft des deutschen Autobauers verantwortlich. Er berichtete, dass in China längst neue Maßstäbe in KI-gestütztem Marketing gesetzt werden. Automatisierte Content-Erstellung, personalisierte Kampagnen und Echtzeit-Optimierung gehören dort bereits zum Standard. Der größte Unterschied von China zu Europa sei insbesondere das Tempo der Implementierung. Um KI in unsere unternehmerischen Prozesse effizient einbinden zu können, sei eine "Liquid Organization" nötig, keine überkommenen Silo-Strukturen. "KI ist Chefsache und muss von oben gesteuert ganzheitlich in die Organisationen integriert werden", so Jochen Sengpiehl.
Auch Marken-Schwergewichte wie Spotify, DocMorris, REWE, Carrera, ATU, Coca-Cola, OTTO, KFC stellten ihre eigenen Erfahrungen und Perspektiven zum Thema "KI und Marke – Liebe oder Schicksal?" zur Diskussion.
So auch die Wassermarke Evian mit ihrer "Mountain of Youth-Kampagne". KI wird hier genutzt, um Konsumenten im Selfie Hotel Zürich by evian immersive Erlebnisse zu bieten, etwa durch Face-Swap-Videos, die jede Person individuell in die Kampagnenwelt eintauchen lassen. "AI ist Trial-and-Error. Wir müssen uns trauen, die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Ich sehe nicht, dass wir durch die Künstliche Intelligenz ersetzt werden, da es immer noch Menschen braucht, um die Inhalte final zu steuern", sagte Leonie Hönisch, Senior Media Strategy Manager von Danone. Zum Markenfestival hatte evian eine alpin anmutende "AI Video Booth" mitgebracht, mit der man sich selbst im Stil der Kampagne drastisch verjüngen und in ein Baby verwandeln kann. Die Installation trägt passend den Namen "The Mountain of Youth".
Auch der Tourismus setzte beim Markenfestival 2025 in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena neue Akzente. Schwarzwald Tourismus stellte mit der KI-Markenbotschafterin "Schwarzwald Marie“ ein neues Kommunikationsinstrument vor.
Kitzbühel Tourismus zeigte, wie die Kampagne "Your time is now" mit Artificial Design internationale Aufmerksamkeit erzeugte. Viktoria Veider-Walser, Geschäftsführerin von Kitzbühel Tourismus, betonte: "Eine wertebasierte Strategie ist für uns die Basis aller Veränderung. Wenn man etwas außerhalb der Norm umsetzt, darf man nicht damit rechnen 'everybodies darling' zu sein."
Um das gesamte Programm kurz zusammenzufassen: Das Spannungsfeld zwischen Marken und KI, zwischen Identität und Datenlogik, prägte die über 90 Programmpunkte des diesjährigen Markenfestivals. Die "Pros" und "Contras" wurden ausgiebig beleuchtet. Auch angrenzende Themen, wie KI im eCommerce, Digital Marketing, Influencer Marketing, Employer Branding etc. waren Teil der Agenda.
Hans-Willy Brockes, Geschäftsführer vom ESB Marketing Netzwerk und Initiator des Festivals, resümierte: "Vertrauen ist die wichtigste Währung zwischen Marken und Menschen. Marken müssen lernen, Technologie einzusetzen, ohne die emotionale Bindung zu ihren Kunden zu verlieren."
Co-Veranstalter Christian Poschmann, Executive Director Corporate Events bei D.LIVE, lieferte ein Ausblick auf 2026: "Nach vier Jahren in der MERKUR SPIEL-ARENA zieht das Markenfestival im kommenden Jahr weiter. Die Arena war ein idealer Ort, um das Event aufzubauen und weiterzuentwickeln. Nach dieser erfolgreichen Zeit freuen wir uns, mit der Rheinterrasse im kommenden Jahr ein neues Kapitel aufzuschlagen, mitten im Herzen von Düsseldorf und direkt am Rhein."
Das nächste Markenfestival findet am 30. Juni 2026 statt. Weitere Informationen gibt es auf der Event-Website www.markenfestival.com.
A.d.R. Die marketingScout.com Redaktion war vor Ort und hat, trotz intensivem Marketing-Background und täglicher Beschäftigung mit den "Hot Topics" wie KI, viele interessante Impulse erhalten. Vor allem die persönlichen Erfahrungen und der Austausch mit den zahlreichen Praktikern vor Ort wirkten belebend und inspirierend.
Titelbild: Jochen Senphiel, Ex-CMO von Volkswagen Global und China, bei seinem lockeren, gleichsam aufrüttelnden Vortrag über das rasante "China-Tempo" und die großen Herausforderungen, die sich daraus für die Unternehmen und Märkte in Europa ergeben. (Bildrechte: ESB Marketing Netzwerk)

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Zusammenfassung: Rückblick auf das Markenfestival 2025. Zeit zum Handeln – Das 4. Markenfestival rüttelte wach. Das ESB Marketing Netzwerk lud zusammen mit D.LIVE ein und zeigte mit zahlreichen Expert:innen, wie KI die Markenführung verändert. Rund 450 Gäste erlebten in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena, wie Marken im Spannungsfeld zwischen Identität und Datenlogik agieren, um im Wettbewerb zu gewinnen.
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