Digital Desaster P&G zweifelt an der Wirkung von Online-Werbung

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3. August 2017 Autor: Redaktion MarketingScout

Der Konsumgüter-Riese Procter & Gamble hat 100 Millionen US-Dollar Budget für Online-Werbemaßnahmen gestrichen. Dies berichtet u.a. das Marketing-Fachmagazin wuv.de.

Gegenüber dem Wall Street Journal erklärte der P&G Finanzchef Jon Moeller, dass die Kürzung im 2. Quartal 2017 keine größeren Auswirkungen auf die Geschäftszahlen gehabt habe. Gestrichen wurden vor allem werbliche Maßnahmen in den digitalen und sozialen Medien, bei denen die Gefahr bestehe, dass die Werbung mittels Betrugssoftware gar nicht an echte Kunden ausgespielt werde, sondern dass "Bots" (Stichwort: Ad Fraud) sowie "Fake-User" einen signifikanten Anteil der Werbe-User stellen und somit den realen Erfolg der digitalen Werbemaßnahmen verschleiern.

P& G ist nicht der erste Marketing-Gigant, der seine Digital-Budgets kürzt. Kurz vor dem Börsengang von Facebook zog der US-Autobauer General Motors sein Facebook-Werbebudget von zehn Mio. Dollar komplett zurück – ohne Angabe von Gründen. Dies war u.a. zu lesen auf welt.de – in einem Beitrag von Benedikt Fuest, der in diesem Zusammenhang bereits in 2012 auf einige offensichtliche Betrugsfallen für Werbekunden in den digitalen und sozialen Medien hinwies, z.B.

  • Gekaufte Fans, Likes, Influencer: Es gibt Anbieter, die darauf spezialisiert sind, werbetreibenden Unternehmen falsche Freunde zu verschaffen, z.B. "Ich beschaffe Ihnen 5000 Facebook-Freunde für fünf Dollar" oder "Ich bringe Deiner Homepage 1000 Ad Sense-Werbeclicks binnen 24 Stunden". Auch Dienste von "Fake-Influencern", die gegen Geld markenrelevanten Content erstellen und verbreiten, ohne über ein eigenes Markeninteresse, noch Kontakte zu der Marke, noch relevante Kontakte in der Zielgruppe des zahlenden Unternehmens zu verfügen, findet man hier.
  • Gefälschte Facebook-Accounts: Knapp zehn Prozent aller Facebook-Accounts seien gefälscht. Dies hat Facebook lt. dem Artikel wohl selbst vermutet. Wenn diese Fake-Accounts Tausende Likes verteilen, ist ein signifikanter Anteil der "Gefällt mir"-Angaben für Firmen wertlos.
  • Klickbots: 80 Prozent aller von Facebook-Werbeanzeigen weitergeleiteten Kunden-Klicks seien gefälscht. Dies behauptete einst das US-Musik-Startup Limited Run. Nicht Menschen würden die Werbeanzeigen auf Facebook klicken, sondern zum Großteil Klick-Bots.
    Auch Google muss Bots auf dem Radar haben. Wenn Google Werbeflächen auf fremden Homepages vermarktet, und die Werbeeinblendungen per Klick bezahlt werden, dann ist es für betrügerische Homepage-Betreiber attraktiv, per Bot möglichst viele Werbe-Klicks auf ihren Homepages zu generieren. Ferner öffnet sich für Wettbewerber Tür und Tor, in wettbewerbswidriger Art und Weise Bots einsetzen, um die Werbung der Konkurrenz "wegzuklicken" und damit quasi auszuschalten.
  • Mechanical Turks: Die "menschliche" Alternative zu Klick-Bots.
    Da Google & Co. gegen Betrugssoftware stetig neue Gegenmaßnahmen entwickeln, weichen Klickbetrüger gerne auf Angebote von Firmen aus, deren Angestellte (meist in Entwicklungsländern) für wenige Cents massenhaft auf Google Adwords, Facebook Ads u.ä. klicken. Auch diesen Klickbetrügern sind die Suchmaschinenbetreiber und die Anbieter digitaler Medien auf der Spur – aber die Betrugsmethoden werden immer ausgefeilter und so entsteht ein ewiger Wettlauf zwischen Erkennungs- und Verhinderungsstrategien einerseits und neuen Betrugsmethoden anderseits.

 

Vor knapp einem Jahr, im September 2016, sorgte sich die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) wegen der "Zunahme betrügerischer Ausspielung" der Kampagnen ihrer Mitglieder. Es sei Aufgabe der Vermarkter, für rechtssichere Umfelder zu sorgen. Welche Maßnahmen bereits realisiert wurden und welche in Zukunft greifen könnten, erläutert u.a. ein Beitrag auf absatzwirtschaft.de

 

Bild: ra2 studio – Fotolia.com

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