Vom 5. bis 10. September 2023 findet in München die IAA Mobility statt – eine Mobiltätsmesse, die ursprünglich als Internationale Automobil Ausstellung (kurz: IAA) gelauncht wurde und primär als "der" renommierte Treffpunkt der weltweiten Automobil-Szene galt. Die IAA wurde in den letzten Jahren immer wieder kritisch besprochen. Die heutige mediale Berichterstattung schlägt allerdings dem Fass den Boden aus. Jeder journalistische Berufs-Ethos geht über Bord. Hate News statt Fake News, und das alles rund um eines der international bekanntesten Top Events in Deutschland.
Fakt ist: Das Fahren eines Automobils, also eines Fahrzeugs, das die individuelle Bewegung eines Indiviuums ermöglicht, ist in Deutschland (derzeit) nicht verboten. Der Kauf oder Besitz eines Autos ist hierzulande (noch) keine Straftat. Es gibt Menschen, die nicht in Großstädten wohnen, keine optimale Anbindung an den ÖPNV haben und auf ihr Auto angewiesen sind. Es gibt ältere Menschen, die sich an manchen Bahn- oder Bushaltestationen nicht sicher fühlen und deshalb lieber mit einem Automobil fahren (oder sich fahren lassen). Und es gibt auch Menschen, die Autos einfach nur lieben, und solche, die Autos einfach nur hassen, aus welchen Gründen auch immer. Und für all diese Menschen gibt es in Deutschland die Möglichkeit, frei zu diskutieren, das Recht, die eigene Freiheit zu schützen, und das Recht, für das eigene Wohl und auch das Wohl der gesamten Menschheit zu demonstrieren.
Ferner gibt es unabhängige Medien, deren Journalist:innen und Redakteur:innen rund um alle politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorkommnisse im medienrechtlichen Kontext frei berichten dürfen und sollen. So auch über die Entscheidung der IAA Verantwortlichen, der Letzten Generation die Hand zu reichen. Und ja, es stimmt, was manche Medien schreiben: Eine gewisse Peinlichkeit schwingt dabei durchaus mit. Das Ansinnen der IAA Verantwortlichen ist aber wenigstens konstruktiv, die äußerst peinliche Entgleisung der renommierten Wirtschaftspresse in diesem Zusammenhang jedoch nicht.
So schreibt heute die Wirtschaftswoche rund um das IAA Angebot an die Last Generation, das Angebot sei vergleichbar mit "plumpem Boomer Marketing". Das ist in der Tat an Peinlichkeit aus Sicht der Marketing- und Kommunikationsbranche kaum noch zu übertreffen. Nicht nur, dass es in Deutschland zahlreiche sehr erfolgreiche Agentur-Chefs und Agentur-Mitarbeitende gibt, die der Generation "Baby Boomer" angehören, und denen man mit einer solchen Formulierung pauschal die Kompetenz abspricht. Der Seitenhieb hat darüber hinaus rein gar nichts mit der eigentlichen Sache zu tun und ist alleine deshalb fragwürdig. Vor Tagen stellte eine Redakteurin einer anderen sehr renommierten Wirtschaftszeitung die pauschale Frage, ob deutsche Unternehmen an "zu alten" Belegschaften leiden.
Was ist los? Im Marketing-Business sind die meisten Mitarbeitenden täglich sehr bemüht, sich gegen Diskriminierung stark zu machen, und in anerkannten Medien platziert man Alters-Bashing mal locker-lustig in ein paar Nebensätzen? Wie kommt es, dass in einem Land, in dem Diskriminierung eigentlich gesellschaftlich verachtet und überdies gesetzlich verboten ist, von studierten Köpfen unabhängiger Qualitätsmedien hohlbirnige Begriffe wie "Boomer Cringe" oder "plattes Boomer Marketing" bemüht werden. Aus Angst, Frust, etc?
In Deutschland sind nach Altersgruppen nun mal die "Boomer" in der Überzahl. Vielleicht passt das dem ein anderen nicht. Wegen der vergleichsweise gesünderen Lebensweise vieler Boomer in ihren eigenen Jugendjahren bleibt das aber für mindestens ein paar Jahre noch so, muss man sich also damit abfinden. Etwas an dem sich ausbreitenden Boomer-Bashing kann man jedoch verstehen: Manchmal fragt man sich wirklich, was die Cringe-igen Boomer bei ihren Kids eigentlich falsch gemacht haben, dass diese sie derart öffentlichkeitswirksam fies in den A(llerwertesten) beißen.
Titelbild: 'Ohne Worte' in Worten (Copyrights: marketingScout.com)
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Redaktion marketingScout.com | Autor: Monika Monzel, Angehörige der letzten Gen X*
*Die offiziellen Etikettierungen für die Gen X reichen im Übrigen von "die Fleißigen" bis zu "unerträgliche Workaholics".
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