E-Commerce und Klima OeNO Studie zeigt ökologischen Fussabdruck einer Online-Bestellung

Screenshot v. 20.11.2023 der bevh Website zur OeNO Studie 2023
21. November 2023 Autor: Redaktion MarketingScout

Die Weihnachtszeit beginnt und das Geschenke-Shopping boomt, trotz Inflation und tendenziell schlechter Konsumstimmung. Der Onlinehandel hat auch 2023 weiter zugelegt und im Zuge der allgemeinen Nachhaltigkeitsziele stellt sich die Frage, wie ökologisch eigentlich eine Online-Bestellung ist und wieviel Potenzial im eCommerce in puncto Klimaschutz und Umweltschutz noch brach liegt. Die OeNO Studie zur ökologischen Nachhaltigkeit des Onlinehandels in Deutschland liefert Antworten und identifiziert konkrete Maßnahmen.

Im Onlinehandel und der damit verbundenen Logistik sowie digitalen Infrastruktur liegen erhebliche ökologische Einsparpotenziale – dies zeigt die aktuelle "Studie zur ökologischen Nachhaltigkeit des Onlinehandels in Deutschland" (kurz: OeNO). In der Analyse werden erstmals detailliert die gesamten klimatischen Umweltauswirkungen eines Online-Einkaufs anhand von Treibhausgas-Äquivalenten skizziert – von der Bestellung, digitalen Weiterbearbeitung, Verpackung, Logistik bis zur Zustellung, ggf. mit Retoure.

Die Studie wurde vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag des bevh – Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. – sowie mit Unterstützung von Amazon Deutschland, Cairo, Rock’n Shop, Skatedeluxe sowie The British Shop durchgeführt.

Prof. Dr. Matthias Gotsch, stellvertretend für das Autoren-Team vom Fraunhofer ISI, fasst die wichtigsten Studienergebnisse zusammen: "Unsere Studie zeigt nicht nur ein aktuelles Bild zur Lage der ökologischen Nachhaltigkeit im deutschen Onlinehandel, sondern nennt auch ganz konkrete Ansatzpunkte und real umsetzbare Hebel, wie der Onlinehandel zukünftig noch nachhaltiger werden kann."

Christoph Wenk-Fischer, bevh-Hauptgeschäftsführer, sagt über das Forschungsziel: "Was die Verantwortung für Umweltauswirkungen angeht, sollte man sich zuerst 'an die eigene Nase fassen'. Es hilft dem Klima nicht, mit weit hergeholten Vergleichen die Schuld auf vermeintlich größere Umweltsünder abzuschieben. Darum haben wir uns bewusst für eine sehr offene Bestandsaufnahme unserer eigenen Umweltauswirkungen entschieden, um daraus abzuleiten, wo unsere Branche E-Commerce noch besser werden kann."

Eine typische Standard-Paketlieferung bis zur Haustür verursachte laut der Studie im Jahr 2021 durchschnittlich 1.421 g CO2-Äquivalente. Dies entspricht etwa dem neunfachen Ausstoß eines mit einem Verbrenner-Auto zurückgelegten Personenkilometers. Wie viel Treibhausgas-Äquivalente tatsächlich bei einer Bestellung anfallen, hängt allerdings sehr stark vom Einzelfall ab, wie eine Vergleichsrechnung zeigt:

In einem hypothetischen "Best Case" würde eine Bestellung nach kurzer Produktsuche per Smartphone (im WLAN), bei optimal geplantem Versand (letzte Meile durch Elektro-Fahrzeug an eine Packstation) mit einer recycelten Mehrwegversandverpackung (hohe Anzahl von Umläufen), über energetisch optimierte Logistikzentren sowie ohne folgende Retoure 469 g CO2- Äquivalente verursachen. Dies entspricht in etwa dem dreifachen Ausstoß eines Personenkilometers mit einem Auto.

Beim hypothetischen "Worst Case" würde der Bestellung eine lange Produktsuche mittels Desktop-Computer vorangehen, der Transport per Dieselfahrzeug (Zustellung erst im dritten Versuch an der Haustür) und mit einer materialintensiven Mehrwegversandverpackung (nicht faltbar für Rückversand, wenige Umläufe, kein recyceltes Material) erfolgen. Die Logistik- und Verteilzentren wären energetisch nicht optimiert. Käme dann noch eine Retoure hinzu, die anschließend eine Ersatzbestellung auslöst, entstünden 4.426 g CO2-Äquivalente. Dies wäre ungefähr das 30-fache eines mit einem Auto zurückgelegten Personenkilometers.

In der Logistik könnten mit elektrischen Lieferfahrzeugen potenziell 24 Prozent aller Emissionen auf der letzten Meile eingespart werden. Weitere bis zu 25 Prozent fielen potenziell weg, wenn sich Logistiker bei der Belieferung ländlicher Regionen zusammenschlössen. Die gebündelte Zustellung an Paketshops und Packstationen, die für den Kunden fußläufig erreichbar sind, verursacht nur 51 Prozent der Emissionen einer Haustürzustellung. Zudem könnten durch den Transport in versandfähigen Produktverpackungen (und den Wegfall eines Versandkartons) bis zu 24 Prozent des Verpackungsmaterials wegfallen. Durch den Einsatz von Mehrwegversandtaschen (viele Umläufe, faltbar für Rücktransport, recyceltes Material) wären es 60 bis 98 Prozent der Treibhausgas-Äquivalente. Logistikzentren könnten mithilfe von Solaranlagen und einer energetischen Optimierung im Idealfall sogar klimapositiv sein (bis zu 105 Prozent CO2-Einsparung in nicht-automatisierten Lagern).

Im gesamten Lebenszyklus von Produkten macht der Handel allerdings nur einen Teil von vielen am ökologischen Fußabdruck aus. Bei einer Betrachtung des gesamten Produktlebenszyklus fallen die meisten Emissionen bei der Produktion an, auf den Handel selbst entfällt durchschnittlich nur ein einstelliger Prozentanteil der gesamten CO2-Äquivalente. Ein großes Stück der Verantwortung fällt auch auf die Verbraucher selbst ("Kaufentscheidungen"), wenngleich der Handel bei nachhaltigeren Kaufentscheidungen unterstützen kann. Auch hierauf macht die OeNO-Studie aufmerksam und hebt die Möglichkeiten von Personalisierung und Gamification, Green Nudging, Re-Commerce und Eco-Labels als Stellhebel hervor.

Für den weiteren Fortschritt in puncto Nachhaltigkeit im Handel, speziell im eCommerce, gibt Christoph Wenk-Fischer zu bedenken: "Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung und den weiteren Ausbau der Nachhaltigkeits-Anstrengungen der Händlerinnen und Händler ist allerdings eine entsprechende Unterstützung der genannten Optionen durch die Politik. Dazu gehört ein entsprechendes Anreizsystem, der Abbau bürokratischer Hürden sowie realistische und zielführende Regelungen."

Die Studie zur ökologischen Nachhaltigkeit des Onlinehandels (OeNO Studie) gibt es auf der bevh Website unter Daten-Studien, hier OeNO Studie, zum kostenlosen Download.

Titelbild: Screenshot v. 20.11.2023 der bevh Website zur OeNO Studie 2023

Screenshot v. 20.11.2023 der bevh Website zur OeNO Studie 2023
Screenshot v. 20.11.2023 der bevh Website zur OeNO Studie 2023

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