Mit starken Themen und aufrüttelnden Erkenntnissen ist am 25. Oktober 2023 der DIGITAL SPORTS & ENTERTAINMENT Kongress in Berlin über die Bühne gegangen. Die zentralen Fragen lauteten: Wie beflügelt die Digitalisierung das Sportmarketing? Und wie leistet sie letztlich einen signifikanten Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg der Clubs, Vereine und Marken im Sportbereich? Ein Fazit vorweg: "Digital first" ist noch lange nicht flächendeckend im Sportmarketing angekommen. Aber niemand, der im Sport Business erfolgreich sein will, darf sich den Schlüsselthemen Digitalisierung und Community Building verschließen.
"Wer sich im Sport Business dem Thema Digitalisierung verschließt, hat den Anschluss ans Leben verpasst" – mit diesem starken Statement zog Christopher Hana von der Techplattform Kolex beim DIGITAL SPORTS & ENTERTAINMENT Kongress am 25. Oktober 2023 im dbb Forum Berlin viel Aufmerksamkeit auf sich. Einen Beleg dafür, dass die Digitalisierung noch lange nicht in der realen Sportwelt angekommen ist, lieferte auch Rene Jüngling vom Berliner Radsport Verband. Zum Thema digitale Realitäten stellte er fest: "Oftmals ist die digitale Feindlichkeit der Behörden ein Problem." Christian Jost von SCC Events, Veranstalter des Berlin-Marathons, ergänzte: "Ordner mit teils 900 Seiten müssen, trotz aller digitalen Tools, analog eingereicht werden."
Insgesamt zeigte der Kongress, der vom ESB Marketing Netzwerk veranstaltet wird, dass sich die Digitalisierung im Sport jedoch weiter durchsetzt und mehr Chancen als Risiken bietet, solange man bereit ist, sich anzupassen und neue Wege zu gehen. Dabei geht es nicht nur um Technologie, wie man vermuten könnte, sondern vor allem um die Menschen dahinter und um die Frage, wie man echte Verbindungen in einer immer stärker vernetzten Welt aufbauen kann. Community Building gewinnt vor diesem Hintergrund an Bedeutung. Einige Marken und Athlet:innen haben dies erkannt und nutzen bereits intensiv Community-basierte Ansätze, um ihre Markenidentität zu stärken und ihren Umsatz zu steigern.
Einen kreativen Ansatz stellte Stefan Garlicki vor. Der Downhill-Mountainbiker trägt "OnlyFans" (statt der üblichen Energy Drink Logos) als Sponsor auf dem Helm. Die britische Community-Plattform, die ihre mehr als 180 Millionen User zur Zeit primär mit Erotik-Content bedient (was nicht die originäre Absicht der Plattform ist), versucht verstärkt, mit exklusivem Sport-Content zu punkten. Der Grundgedanke der Plattform liegt eigentlich darin, exklusive Inhalte für Fans aller Lifestyle-Genres zu zeigen und Creators die Chance zu geben, ihren Content über die Plattform zu monetarisieren. Als Athlet:in einer interessanten Sportart kann man so etwas unabhängiger von Sponsoren und Werbepartnern werden. Stefan Garlicki nutzt OnlyFans zur Verbreitung exklusiver Tipps für Fans der Trendsportart Mountainbiking. Seine Community erhält ferner Einblicke in den Alltag und die Trainingseinheiten des Athleten. Dies ist die Basis für erfolgreiches Community Building.
Der Begriff des Community Building wird in der Praxis häufig falsch interpretiert. Viele meinen damit die kostenlose Verbreitung von digitalem Content in den sozialen Medien. Doch dies ist nicht korrekt. "Marken begreifen Communities oft als kostenlose Reichweite, aber das ist der falsche Weg und Denkweise", sagte Marvin Ronsdorf von Apollo18 beim Kongress. "Es geht dabei nicht nur um die digitale Reichweite, sondern um echte menschliche Verbindungen und Interaktionen. So baut man sich eine treue, digitale Community auf."
Als Erfolgsbeispiele für gelungene Community Strategien präsentierten sich auch der Hindernislauf "XLETIX Kids" sowie die "KRAFT Runners", Deutschlands relevanteste Lauf-Community. Eugen Schiller von KRAFT Runners schilderte, wie man über ganz verschiedene Kanäle eine starke Bindung zu den Community Mitgliedern aufbauen und diese in Geschäftsmodelle übersetzen kann. "Besonders Events sind perfekt, um die Community zu erreichen, sie müssen aber eine gewisse Langfristigkeit aufweisen", so Schiller. Sport und reale Emotionen sind in seinen Augen zwar stets "analog", aber eine wichtige Basis für digitale Geschäftsmodelle.
Eine Studie von Sportheads und dem ESB Marketing Netzwerk lieferte interessante Erkenntnisse spezifisch zum Thema "Rendite der Digitalisierung" für Sport-Organisationen. Dabei wurde deutlich, dass Organisationen, die schon heute einen ganzheitlichen Innovationsatz in der Digitalisierung wählen, deutlich bessere digitale Renditen einfahren, als diejenigen, die situativ IT-Problemstellungen lösen. Prof. Dr. Juppi Lee vom VfL Wolfsburg fasste zusammen: "Wir beschäftigen uns viel zu oft nur mit der Optimierung der Gegenwart, anstatt die zukünftigen Herausforderungen zu antizipieren und Lösungen zu schaffen. Besonders die Bedeutung der Digitalisierung von Prozessen wird künftig deutlich steigen." In der anschließenden Diskussion mit den anwesenden Verbands- und Ligenchefs ging man der Frage nach, was der digitale ROI (Return on Investment) tatsächlich bedeutet und wie er gemessen werden kann.
Die marketingScout.com Redaktion war als Medienpartner beim Kongress mit vertreten. Weitere Informationen und Impressionen zum DIGITAL SPORTS & ENTERTAINMENT Kongress gibt es unter https://www.digital-sports-entertainment.de
Bild: Szene vom DIGITAL SPORTS & ENTERTAINMENT Kongress am 25.10.2023 in Berlin (Bildrechte / Fotograf: Gabriele Grießenböck)
Verwandte Themen:
Sportmarketing, Digital Sports & Entertainment, Kongress, Netzwerk-Event, Berlin, Digitalisierung, Community Building, Digitale Redite, Sport-Clubs, Sportvereine, Sport-Marketing, ESB Marketing Netzwerk, Sport, Sponsoring, Live Marketing, Events, Digitale Rendite