Nostalgie Sehnsucht 3.228 Menschen nutzen den letzten Telegramm Termin an Silvester

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4. Januar 2023 Autor: Redaktion MarketingScout

Warum sollte man heute, angesichts WhatsApp & Co., ein 'Telegramm' verschicken? Die Sehnsucht nach den "guten alten Zeiten" und die "letzte Chance" etwas zu tun, was nie mehr möglich sein wird, sind die psychologischen Erklärungen. Am 31.12.2022 nutzten immerhin 3.228 Menschen in Deutschland die Möglichkeit, eine dieser besonderen Kurznachrichten über den Telegramm-Dienst der Deutschen Post zu verschicken.

Ab dem 1.1.2023 wird es nie wieder ein klassisches Telegramm aus Deutschland geben. Wer’s zum Jahreswechsel verpasst hat, seinen Liebsten ein Telegramm zu schicken, kann sich dann nur noch Muster der ikonischen Direktnachrichten im Post Museum ansehen.

170 Jahre, nachdem der Amerikaner E. P. Smith die Bezeichnung "Telegramm" im Jahre 1852 für telegrafisch übermittelte Nachrichten erfand, hat die Deutsche Post das Produkt zum Jahresende eingestellt. An den letzten beiden Werktagen des Jahres nutzten noch einmal jeweils mehr als 3.000 Kundinnen und Kunden das Telegramm, am 31. Dezember waren es genau 3.228 Personen. In den Vorjahren wurden gerade einmal zwischen 200 und 300 Telegramme pro Monat versendet.

2018 hatte die Deutsche Post bereits den Telegramm Service für Sendungen ins Ausland eingestellt. Zuletzt war sie eines der wenigen Post-Unternehmen weltweit, das überhaupt noch ein Telegramm-Produkt anbot.

Lange Zeit war das Telegramm weltweit die schnellste Art zu kommunizieren. In knappen Zeilen wurden besonders wichtige politische oder militärische Nachrichten übermittelt, aber auch solche privater Natur wie Hochzeiten oder Geburten. Eine gekürzte Sprache sowie das Weglassen von Personalpronomen und Adjektiven – jedes Wort und jedes Zeichen kostete schließlich Geld – zeichneten Telegramme aus. Wahlweise konnten Kundinnen und Kunden Schmuckblätter auswählen, um ihren Botschaften den nötigen Glanz zu verleihen. In den letzten Jahren sank die Nachfrage nach diesem Produkt auf Privatkundenseite jedoch immer mehr, lediglich Unternehmen und Verwaltungen nutzten dieses Produkt noch, z.B. bei Firmenjubiläen oder als Einladungen. 

Titelbild: Per Telegramm übermittelte Glückwünsche zur Hochzeit waren zu Ur-/Großvaters Zeiten durchaus en vogue. Die Deutsche Post hat den Service zum 31.12.2022 angesichts mehr genutzter digitaler DIY Alternativen, wie WhatsApp & Co., eingestellt. (Bildquelle: Museumsstiftung Post und Telekommunikation)

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